HIMMELBAUER, Wenzel
(ca. 1725-1793)
"Trio 1" und "Trio 2" für Viola, Violoncello und Basso

Himmelbauer: Deckblatt

Das Deckblatt

Auszug aus der Vorwissenschaftlichen Arbeit von Sofie Himmelbauer am ORG der Franziskanerinnen Vöcklabruck, Frühjahr 2017

Bei den vorliegenden Noten handelt es sich um drei Stimmen: Viola, Violoncello und Basso. Alle Stimmhefte sind mit Seitenzahlen versehen: Die Viola-Stimme umfasst 20 Seiten und hat keine Leerseiten im Stimmbuch. Die Cellostimme hat 17 Seiten, am Ende des Stimmbuches sind zwei Doppelseiten leer. Die Bassstimme hat nur acht Seiten ohne Leerseiten.

Besonders auffällig ist hier das Deckblatt: Es dürfte älter als die Noten sein, und beide sind jeweils mit Bleistift ausgebessert worden. Weder der Schreiber des Deckblattes noch derjenige der Noten ist bekannt, man vermutet nur, dass die Noten aus dem 18. Jahrhundert stammen. Auch ein Erwerbs-Siegel des Abtes und die Unterschrift des Komponisten bzw. diejenige des Noten-Kopisten fehlen bei der Handschrift.

Das Deckblatt mit den Abmessungen 31,5 x 22,5 cm im Querformat wurde von jemand anderem geschrieben als die Noten. Denn allein die Handschrift unterscheidet sich stark von den Überschriften auf den Noten. Die Schrift auf dem Deckblatt ist viel feiner, sowohl was den Federstrich als auch den Druck betrifft. Außerdem ist die erste Schrift nicht so gerade und einfach wie die in den Noten. Doch trotzdem ist das Deckblatt in einer sehr klaren Schrift, es sind nicht viele Verzierungen.

Weder die Schrift auf dem Deckblatt noch diejenige über den Noten stimmt mit der Handschrift Wenzel Himmelbauers, wie sie in dem Gedicht für Frau von Paradis überliefert ist, überein. Die Noten wurden also wahrscheinlich mindestens einmal abgeschrieben, und dies teilweise nicht sehr genau.

Der Archivar des Musikarchives Lambach vermutet den Erwerb der Noten im späten 18. Jahrhundert, also zu der Zeit, als Wenzel Himmelbauer vielleicht noch lebte: Wie die Handschrift ins Stift gekommen ist, ist genauso fraglich, wie bei unzähligen anderen Handschriften hier. Vermutlich geht sie aber auf die Sammlertätigkeit von Abt Amandus Schickmayr zurück (reg. 1746-1794).

Handschriftlich sind drei Stimmen erhalten, doch kann auch in keiner Weise davon ausgegangen werden, dass es sich schon immer um Terzette handelte. Auf dem Deckblatt der Abschriften steht ursprünglich in zwei Zeilen Duetti Per Violino et Violonzello. Am Ende der Seite ist noch De Sigre Himelbauer vermerkt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde das Wort Duetti mit Bleistift durchgestrichen und in einer anderen Schrift Tercetti darüber geschrieben. Zusätzlich wurde unter den Titelzeilen ebenfalls mit Bleistift Viola und das Stenographie-Kürzel für „mit“ notiert. Außerdem wurde das i in Violino durch ein o ersetzt. So heißt es nun Violono.

Insgesamt waren also mindestens drei Schreiber am Werk: der ursprüngliche Kopist der Noten, der Schreiber des Deckblattes und derjenige, der das Deckblatt – und vielleicht auch manche Details in den Noten – mit Bleistift ausgebessert hat. Dabei fällt auf, dass die Bleistift-Schrift wesentlich jünger wirkt als die beiden anderen; hier werden die Buchstaben viel runder gebildet, wie das eher der modernen Schulschrift als der Kurrentschrift entspricht. Die moderne Schulschrift wurde in Österreich erst 1941 eingeführt – das könnte ein Hinweis auf den Zeitraum der Bleistift-Ausbesserungen sein. Dann müssten die Noten aber im 20. Jahrhundert mindestens einmal aufgeführt worden sein.

Zeitweise erscheint bei den drei Stimmen die Viola-Stimme als wenig sinnvoll. Manchmal könnte sie auch ganz gestrichen werden. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Sonaten vielleicht nur als Duette gedacht worden waren. Aber andererseits kommt die Parallelführung zweier Stimmen zur Zeit der Klassik auch als Stilmittel vor. So ist zum Beispiel auch bei Mozart zu finden, dass bei seinen Quartetten zwei verschiedene Instrumente dieselbe Stimme übernehmen. Bei vielen Stellen kann andererseits die Melodie ohne Viola gar nicht bestehen, vor allem wenn das Violoncello imitiert. Das spricht nicht dafür, dass die höchste Stimme später hinzugefügt wurde.

Die Noten, welche ursprünglich auf dem Deckblatt angekündigt worden waren, könnten die Duette von Wenzel Himmelbauer für Flöte oder Violine und Violoncello sein, welche in Lyon herausgegeben wurden. Die Noten innerhalb sind aber ganz andere, im Vergleich zu den Duetten hat das Violoncello die Hauptstimme. So sind das auch sicherlich nicht die Duette mit einer eingefügten dritten Stimme.

Es gibt im Repertoire International des Sources Musicales (www.RISM.info) mehrere Erwähnungen von Werken Wenzel Himmelbauers, meist sind das Duette. Keines dieser Werke stimmt mit diesen Handschriften überein. Also kann letztlich nicht sicher davon ausgegangen werden, dass diese Instrumentalstücke tatsächlich von Wenzel Himmelbauer stammen, denn der Umschlag wurde zunächst für andere Stücke verwendet. Für die Autorschaft von Himmelbauer spricht jedoch: die Cello-Hauptstimme, der Stil der Zeit und das Vorhandensein einer ähnlichen Sonate in Berlin unter dem Namen Himmelbauer.

Himmelbauer: Viola

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(Moderne Ausgabe von Sofie Himmelbauer):

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Violoncello (104 Kb)
Basso (61 Kb)

Himmelbauer: Violoncello

Himmelbauer: Basso

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