Romanus WEICHLEIN
"PARNASSUS ECCLESIASTICO-MUSICUS Ulm 1702"

Missa-Sanctissime Trinitatis
Missa gloriosae Virginis in Coelo


Werkinformation

Die beiden Ordinarien Missa Sanctissimae trinitatis und Missa gloriosae Virginis in Coelo stellen Teile einer Sammlung dar, die Weichlein für die kirchenmusikalische Praxis in Säben komponierte und 1702 unter dem komplexen Titel Parnassus Ecclesiastico-Musicus cum quibusdam suis selectioribus musis, seu septem missis musicalibus in Ulm veröffentlicht hat. Die sieben Messkompositionen sind klein und einheitlich besetzt, Virtuosität wird – mit wenigen Ausnahmen in den Gesangspartien – durchwegs in den Hintergrund gedrängt. Das musikalische Gefüge basiert auf einem steten Wechsel zwischen homophonen und polyphonen Teilen, A-capella-Passagen, vokalsolistischen Einschüben, instrumentalen Prä- und Interludien und Tutti-Spiel.
Weichlein stellt sich mit der häufigen Parallelführung von Chor- und Instrumentalstimmen großteils in die Tradition der barocken Colla-parte-Technik. Doch er vermag die schematische Konvention auch durch Verselbstständigung der Streicherpartien zu durchbrechen; namentlich die erste Violine erhebt sich manchmal sehr gezielt über den Chordiskant. Dadurch wird ein reizvoller Effekt erreicht, der trotz vieler Vereinfachungen sogar Anklänge an konzertantes Musizieren aufweist.
Die Melodik verharrt in anmutiger Schlichtheit, denn gewiss lenkte der komponierende Violinvirtuose Weichlein gerade bei diesem Zyklus sein Hauptaugenmerk auf die leichte Ausführbarkeit. Dramatischere Passagen entstehen etwa im Credo der Missa Sanctissimae trinitatis, wenn der Komponist an der Textstelle „Crucifixus“ das Aufrichten des Kreuzes durch aufsteigende Chromatik musikalisch illustriert. Berichtet der Text wenig später von der Grablegung Christi („passus, et sepultus est“), fällt die melodische Struktur wieder in Halbtonschritten abwärts.
So wie in vielen anderen Spätwerken Weichleins findet sich auch in den beiden vorliegenden Messen immer wieder jene prägnante Dreiklangsmotivik, welche die Weichlein-Forscherin Helene Wessely u. a. als Wegweiser zur Frühklassik interpretiert. Auch wenn der Lambacher Benediktiner P. Romanus Weichlein als Komponist im Schatten der großen Zeitgenossen Schmelzer, Biber und Muffat agierte, fand er dennoch – vielleicht nicht zuletzt wegen seines exzentrischen Wesens – zu einem recht individuellen Personalstil und konnte sich so einen festen Platz in der Musikgeschichte sichern.
Peter Deinhammer

 

Musikbeispiel zum Anhören

Ars Antiqua Austria, PARNASSUS ECCLESIASTICO-MUSICUS

ARS ANTIQUA AUSTRIA
St.Florianer Sängerknaben, Franz Farnberger
Kepler Konsort
Gunar Letzbor, Direction
Symphonia SY 04213 © 2005

 

Missa gloriosae Virginis in Coelo:

Sanctus: MP3 (6 Mb)


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Agnus Dei: MP3 (5,25 Mb)


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Noten gratis herunterladen:

Missa-Sanctissime Trinitatis
Partitur beim Institut für Tiroler Musikforschung erhältlich.
Bitte auch die Rechtsfragen bei Verwendung des Stimmenmaterials für Aufführungen mit dem Institut abklären!
Stimmen: Pdf (772 Kb)

Missa gloriosae Virginis in Coelo
Partitur beim Institut für Tiroler Musikforschung erhältlich.
Bitte auch die Rechtsfragen bei Verwendung des Stimmenmaterials für Aufführungen mit dem Institut abklären!
Stimmen: Pdf (706 Kb)

 

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