Franz Joseph AUMANN
Missa C/a/4Voci/2 Violini/2 Hautbois/2 Clarini/ Violone et
Organo/del Sgre Aumann
F.J Aumann & A. Bruckner -
2 Meister im Augustiner Chorherrenstift St. Florian Franz Josef Aumann (geb. 24. Februar 1728 in
Traismauer, Niederösterreich; † 30. März 1797 in St.
Florian, Oberösterreich) war ein österreichischer
römisch-katholischer Priester, Augustiner-Chorherr und
Komponist. Er wurde von A. Bruckner bewundert. Besonders
die reiche, fortschrittliche Harmonik in Aumanns Werken
hat großen Einfluss auf die kompositorische Entwicklung
Bruckners genommen. In der großen C-Dur Messe verwundert
Aumann an ausgesuchten Stellen durch reiche Verwendung
gewagtester Harmoniefortschreitungen und moderner
Instrumentierung. Nachweislich wurden mehrere Werke
Aumanns noch zur Zeit aufgeführt, in der Bruckner als
Sängerknabe (1837-1840) und später als Hilfslehrer (ab
1845) und Organist (1848-1855) wirkte. 1879 ergänzte
er Aumanns Ecce quomodo moritur justus und Tenebrae factae
sunt durch drei Posaunen.Wäre Bruckners Entwicklung anders
verlaufen, hätte er nicht den Augustiner Komponisten
getroffen?
Hören Sie selbst!
Die vorliegende Messe ist in St. Florian nur in zwei
Stimmen erhalten (Orgel und Violone). Dafür überraschen
mehrere vollständig erhaltene Versionen in benachbarten
Klöstern. Seltsamerweise erscheinen sie dort in durchaus
verschiedenen Besetzungen (das hatte natürlich auch mit
den kirchenmusikalischen Möglichkeiten in den jeweiligen
Klöstern zu tun). Wir verwenden das vollständig erhaltene
Exemplar aus dem nahen Stift Lambach. Ähnlich ist die
Messe im Stift Göttweig besetzt. Hier erscheinen die Oboen
ad libitum. Die Version des Stiftet Seitenstetten zeigt
die Instrumentierung wie in Lambach. Die reichste
Besetzung erklang im Stift Kremsmünster mit zusätzlich 2
Flöten und 2 Hörnern. Im Kloster Göttweig finden
sich Aufführungsdaten vom 6.9. 1778 und 15.5. 1785, im
Stift Seitenstetten von 1775-1793.
1753 trat Aumann ins Kloster ein. Seine gleichzeitig
vorgelegte Missa Xaveri ist das Paradebeispiel einer
spätbarocken Festmesse. 1755 wurde Aumann zum Regens Chori
in St. Florian ernannt. 1757 hatte Aumann mit seiner Missa
Parenti anlässlich seiner Priesterweihe ein weitere große
Messkomposition vorgelegt, die durchaus noch die Pracht
des barocken Geistes atmet. Zu dieser Zeit stand es noch
besser um die Kirchenmusik. Immerhin wurde noch 1770-1774
die heute nach Anton Bruckner benannte grosse Kirchenorgel
von Krismann unter seinen Augen erbaut. Aumann verfügte zu
dieser Zeit über einen hauptamtlichen Organisten,
einen Tenoristen, einen Bassisten und drei
Instrumentalisten. Die Zahl der Sängerknaben dürfte aber
bereits damals, durch die kaiserlichen Beschränkungen
bedingt, nicht mehr als drei bis vier Buben betragen
haben. Die früheste Aufführung der Messe ist mit 1775
datiert. Wurde sie wesentlich früher komponiert? Diese
Messe ist durch und durch modern. Sie erinnert im Stil an
die berühmten Klassiker Haydn und Mozart. Aumanns Musik
bleibt aber überaus eigenständig, sie hebt sich vor allem
durch die Verwendung fortgeschrittener Harmonik von
vergleichbaren Musiken seiner Zeit ab. Anscheinend konnte
der Komponist noch restriktive Vorgaben aus Wien umgehen,
die Pracht und Festlichkeit aus der Kirchenmusik verbannen
wollten (Maria Theresia stirbt 1780. Unter ihrer Regierung
gab es nur wenige diesbezügliche "Restriktionen"). Mit
über 40 Minuten reiner Spielzeit gehört die Komposition
jedenfalls zu den längeren Festmessen, auch im Vergleich
zu vorjosephinischen Werken. Die Besetzung ist überaus
üppig. Die beiden Oboen haben im neuen Stil Aumanns die
Posaunen abgelöst. Ein durchaus virtuoses Violinsolo lässt
vermuten, dass Aumann selbst Geige spielte. In mehreren
Werken des Florianer Meisters begegnen wir
aussergewöhnlichen Soli für das tiefere Streichinstrument.
Bratschensoli waren damals eher unüblich. Ein
entsprechendes Solo in dieser Messe hätte die Verbreitung
der Komposition daher eher verhindert. Auch hier war
Aumann offensichtlich ebenfalls Vorreiter. Nur die
weitausladenden Fugen weisen noch auf die Wurzeln seines
Stils in der barocken Vergangenheit hin. Die letzte datierte Aufführung der Messe kann
heute mit 1793 nachgewiesen werden. War damals die
furchtbare Kulturbarbarei des österreichischen Kaisers
schon wieder im Abklingen? “In St. Florian, heißt es, soll
das Singen zum Lob Gottes schon aufgehört haben” bemerkt
Pater Laurenz Doberschiz 1784 in einem Brief an Pater
Georg Pasterwiz von Kremsmünster. Die Reformen im Namen
des Humanismus und der Aufklärung von Kaiser Josef II.
hatten offenbar ganze Arbeit geleistet. Um 1790
beschäftigte das Stift gar nur mehr zwei hauptamtliche
Musiker - den Organisten Karl Ruesch und den Violinisten
Franz Hatzinger. Die Zahl der Sängerknaben betrug kaum
mehr als zwei Knaben. Hat die Messe im Stift St. Florian
diese turbulenten Zeiten überlebt und ist das Autograph
erst viel später, nach der Zeit Bruckners im Stift,
verloren gegangen? Wurde sie auch noch in der Zeit
Bruckners aufgeführt? Das bleibt ein Geheimnis.