Franz Joseph AUMANN
Cassatio La Pastorella
a Violino, Viola, Cornu in C, Violonzello
Instrumentale Pastorellen waren gerade in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in den Habsburgerlanden
beliebt. Besonders zur Weihnachtszeit schätzte man die
einfachen Melodien, die Assoziationen mit dem munteren
Musizieren der Hirten auf dem Feld aufkommen ließen. Wurde
am 7. Jänner 1777 die Weihnachtszeit in Schlägl
schwungvoll beendet?
Im Archiv des Stiftes Schlägl, ganz im Norden des „Landes
ob der Enns“ (heutiges Oberösterreich), finden sich
mehrere Werke des St. Florianer Meisters (auch Teile
seiner bemerkenswerten Passion in deutscher Sprache).
Aumanns Instrumentalmusik ist sehr erdverbunden. Man hört
neben virtuosen und kunstvollen Passagen immer auch die
Volksmusik der Gegend durchschimmern. Wenn der Augustiner
Chorherr Francesco (so wird er auf den Abschriften in
Schlägl benannt) Aumann keine reine Kirchenmusik schreibt,
dann kann es auch schon mal zünftig zugehen. Neben
Singspielen in der Mundart finden sich „Gstanzln“,
musikalische „Ratsel“ und Instrumentalmusik in
abwechslungsreichen Besetzungen. In den meisten Stücken
blickt etwas Schelmisches durch, ein Augenzwinkern ist
allgegenwärtig. Aumann dürfte also persönlich ein lustiger
Kerl mit Humor gewesen sein.
Die Pastorella aus Schlägl verbreitet ausgelassene und
beinahe übermütige Stimmung. Natürlich fehlen die
obligaten Bordunklänge nicht. Dreiklangsmelodik und
einfache Harmonisierung erinnern an die alpine Volksmusik,
böhmische Gemütlichkeit findet sich genauso wie Zünftiges
aus dem Hügelland Richtung Bayern. Im Adagio erwartet uns
ein ganz spezieller Effekt. Aumann lässt eine Uhr ticken
und 4 Viertel sowie Acht schlagen. Für die Spieler gibt es
auch eine Überraschung. Sowohl der Geiger als auch der
Bratscher müssen die tiefste Saite während des Spiels
einen Halbton nach unten und wieder zurück stimmen. Nicht
nur wir waren äusserst verwundert, als wir zum ersten Mal
zu der Stelle kamen, an der Aumann „wird geschraubt“
vorschreibt. Er muss sich bei der Vorstellung der dummen,
verwunderten Gesichter der Musiker herzlich amüsiert
haben! Leider kann dieses Bild nicht auf CD gespeichert
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unten und wieder zurück ist unüberhörbar.
Gunar Letzbor
Presto non molto:
*
*
Adagio:
* *
Noten:
Ein modernes Stimmenmaterial ist im Musikverlag Doblinger
in der Reihe Diletto Musicale erschienen.