Joseph Balthasar HOCHREITER
"Missa Jubilus sacer" (1731)
Werkinformation
Die Messe Jubilus sacer entstand in Hochreithers Todesjahr 1731. Auch hier ist der Anlass nicht geklärt, wohl aber Abt Gotthard Haslinger von Lambach als Widmungsträger. Die Verbindungen zu seinem langjährigen Dienstort in Oberösterreich dürfte Hochreither also auch weit über seinen Weggang hinaus gepflegt haben. Die Komposition macht einem Alterswerk alle Ehre: routiniert im Satz, klar in der Struktur, raffiniert und kunstvoll in der Verarbeitung des musikalischen Materials. Dem steht entgegen, dass aus seiner Amtszeit als Organist in Salzburg kein einziges Werk außer dieser Festmesse für Lambach überliefert ist. Das Werk vermittelt nicht den Eindruck, als habe der Komponist erst nach 10 Jahren erstmals wieder zur Feder gegriffen. Aber für wen, für welche Anlässe , für welche Besetzungen, für welche Aufführungsorte hätte Hochreither in Salzburg schreiben können? Die Salzburger Archivbestände wurden schon in der Nachkriegszeit auf den Verbleib von Kompositionen Hochreithers durchforstet, jedoch ohne Erfolg. Hochreither rangierte all die Jahre an letzter Stelle unter den 5 Organisten des Salzburger Hofes, weshalb es auch unwahrscheinlich ist, dass er für offizielle Kompositionsaufträge in Frage kam. Möglicherweise schrieb er aus persönlichem Interesse und Bedarf weltliche Kammermusik. Schon während seiner Dienstzeit in Lambach komponierte er nachweislich auch weltliche Musik, jedoch ist keines dieser Werke erhalten. Weil man vielleicht nur die geistliche Musik als Eigentum des Klosters betrachtete, verblieb die weltliche Musik sein Privateigentum und er bewahrte diese Werke sowohl in Lambach, als später auch in Salzburg in seiner Wohnung auf. Hochreither starb in geregelten Familienverhältnissen und es ist daher nicht anzunehmen, dass sich nach seinem Tod niemand wertschätzend um seinen musikalischen Nachlass gekümmert hätte.
Die Festmesse bezieht ihren Grundcharakter immer noch aus der hochbarocken Bläserbesetzung mit 4 Trompeten. Nach 1730 verwendeten Siegesmund Biechteler und andere Komponisten am Salzburger Hof bereits eine reduzierte Besetzung mit 2 Trompeten. Fortschritt zeigt Hochreither in der Besetzung der Streicher, die in der Missa ad multos annos von 1705 unter den beiden Violinen noch mit einem dreistimmigen Violensatz geführt ist, bei der späten Messe treten an ihre Stelle lediglich Violoncello und Violone. Auch auf die Strukturierung durch „Chöre“ verzichtet Hochreither in seinem Spätwerk. Harmonisch operiert er in vielschichtiger Weise mit den Grundtonarten, die Figuration geht häufig auf Tonleitern, bzw. Tonleitersegmente zurück. Hier ist besonders verblüffend der Beginn des Et in terra pax (Gloria), der fast wörtlich an Bachs Orgelpräludium in G-Dur (BWV 541) erinnert. Sowohl die Vokalstimmen, als auch die Instrumente sind in den solistischen Passagen teilweise sehr virtuos geführt. Der Chor wird nach Salzburger Tradition collaparte mit 3 Posaunen begleitet. Der Gesamteindruck der Messe ist geprägt von vielen kurzen Abschnitten, die in Tempo, Dynamik und Besetzung meist stark variieren, weil sie sich aus der kompositorischen Reaktion auf die jeweiligen Textpassagen ergeben.