Das Requiem ist ein Kuriosum. Es ist in 3 Teilen überliefert: Mappe 1 enthält Introitus und Kyrie, Mappe 2 enthält Offertorium und Hostias, Mappe 3 die Sequenz (Dies irae, Tuba mirum und Lacrymosa, Rex tremende, Recordare und Pie Jesu). Sanctus, Benedictus, Agnus Dei und Lux aeterna fehlen. Mappe 1 und 3 sind mit 1712 datiert, Mappe 2 (Offertorium) wurde 1717 geschrieben. Auch Schreiber und Besetzung variieren zwischen den einzelnen Mappen. In Anbetracht dieser heterogenen Überlieferungssituation stellt sich die Frage, ob das Requiem überhaupt als zusammenhängender Zyklus gedacht war. Ebenso unklar ist der Anlass für den es geschrieben wurde, denn weder im Stift Lambach selbst, noch im näheren kirchlichen oder politischen Umfeld gab es in den genannten Entstehungsjahren Sterbefälle von hochrangigen Persönlichkeiten. In musikalischer Hinsicht ist gewiss die Anweisung, der Bassist möge „das Tuba mirum, item das Lacrymosa […] aus einem Rödtrohr“ singen, beispiellos. Die Tonart f-moll erinnert an Bibers Requiem, ebenso die gedämpften Trompeten und die bedeckten Pauken: ein Trauersymbol der Salzburger Aufführungstradition, das Hochreither hier übernimmt.